Samstag, 14. Dezember 2013

Wo bleiben die Gärtner der digitalen Demokratie?! (update)

Oder: Wie die digitale Bürgergesellschaft vor die Böcke geht.

Eine Erwiderung auf den Kommentar bei Meedia über den Demokratie-Aufruf von 560 namhaften Schriftstellern für mehr Demokratie im digitalen Zeitalter in der FAZ.

Meedia kommentiert resigniert:
»Die Netzexperten, die sich bisher regelmäig zu Datenschutz, Überwachung und Privacy zu Wort melden, haben nicht genug mediale und/oder gesellschaftlicher Präsenz, um eine groß angelegte Debatte in Gang zu bringen. Wo Zeichen und Ansätze aus der Politik, insbesondere von der Bundeskanzlerin Merkel, ausbleiben, sind nun andere Berufsgruppen als Aufklärer und Mahner gefragt.«

Totalausfall der öffentlichen Bürgergesellschaft und der Politik. 

Und ermahnt die alten Medien.
»Die Tageszeitungen, das öffentlich-rechtliche Fernsehen, sie nehmen für sich in Anspruch, Stützen der Demokratie zu sein. Sie benehmen sich oft so, als seien sie systemrelevant, als stürze ohne sie die Demokratie zusammen. Nun können sie mal beweisen, dass sie wirklich eine Wirkungsmacht haben. Merke auch: es geht nicht darum, sich mit einer Sache gemein zu machen. Es geht darum, das digitale Zeitalter, von dem so gerne die Rede ist, überhaupt erst mal denen zu erklären, die mit diesem Begriff noch gar nicht so viel anfangen können. Das wäre ein Anfang.«

Da wird doch der Bock zum Gärtner.

Wie sollen Redaktionen, die selber noch nicht verstanden haben, welche Konsequenzen für den Journalismus sich durch das Netz ergeben, anderen erklären, wie Demokratie im Netz geht? Sie schauen dem Springer-Verlag gelähmt dabei zu, wie er den Journalismus vor der Gratiskultur rettet und dabei im Wesentlichen die alte One-Way-Kommunikation von Redaktion zu Leser um ein paar Kommentarfunktionen verlängert. Ein Anachronismus, denn sie verstehen die Möglichkeiten des neuen Mediums nicht, suchen nicht den direkten Dialog mit der Community, die sie immer noch "Leserschaft" nennen.

Der Verdrängungswettbewerb im Netz wird schon bald zu mehr Konzentration, weniger lokale Nähe und weniger Meinungsvielfalt führen. Also KEINE Verbesserung für die digitale Demokratie.

Wir sind das Netz.

Wir sind die Netzexperten. Jeder von uns ist direkt von den Datenskandalen der vergangenen Wochen betroffen und kann sich im Netz jederzeit Petitionen anschließen, Kommentare abgeben, sich mit Gleichgesinnten abstimmen und etwas in Bewegung setzen. Die Medien sollen uns dabei unterstützen!