vattaunsa schreibt...

Eine ungewöhnliche Besetzung – eine überragende Interpretation

Von vattaunsa, 20.09.2012

Rezension bezieht sich auf Amazon-Artikel: Streichquartett 12/aus Hol (Audio CD)


Ob ein – zugegeben – exzellentes Saxophon-Quartett mit Hunger auf neue, bislang unbespielte Literatur es schafft, den Inbegriff hochromantischer Streichermusik kammermusikalisch umzusetzen, muss auf den ersten Blick bezweifelt werden. Allein der Gedanke an das ursprünglich für Blaskapellen konzipierte Instrument des Herrn Sax, das seinen unvorhergesehenen Siegeszug von 1840 bis heute vor allem dem Jazz zu verdanken hat, lässt eigentlich schon kaum Neugier aufkommen.


Aber zum Glück bietet sich im Internet die Möglichkeit, Ausschnitte daraus vorzuhören. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin überwältigt von dieser Aufnahme. Die Musiker erschaffen genau den für diese Musik erwarteten musikalischen Habitus. Die Agogik der einzelnen Spieler ist perfekt auf einander und für die Musik abgestimmt und lässt vergessen, dass es vier Bläser sind, die hier spielen, und nicht 30 oder 40 Streicher. Machen Sie die Probe, hören Sie es sich an. Ich habe es verschiedenen Leuten vorgespielt. Je nach Empfindlichkeit für Klangfarben reagieren – insbesondere Menschen, die selber ein Streichinstrument spielen – sensibel auf den veränderten Klang der wohlvertrauten und geliebten Musik. Wer jedoch cross-musikalische Experimente schätzt und vom konkreten Klang abstrahieren kann, stößt hier auf eine wunderbar vertraute Musikalität, die einen in den Bann schlägt und verzaubert. Die Übereinstimmung geht im ersten Satz der Holberg-Suite beispielsweise soweit, dass die geliebte Decca-Aufnahme von 1976 mit Willi Boskovsky und dem National Philharmonic Orchestra nicht nur auf die Sekunde genau gleich lang dauert, sogar die einzelnen Sequenzen sind so gut wie identisch gespielt.


Das ist schon ein bisschen verrückt. Kurz zusammengefasst: Für alle Stücke auf dieser CD gilt: überwältigende Musikalität, ein im wörtlichen Sinne “unerhörtes” Klangerlebnis.


Noch am Rande bemerkt eine Anekdote aus dem leider nicht auf deutsch übersetzten, Booklet, das jedoch äußerst kenntnisreiche Ausführungen zu den Werken enthält: “Gentlemen, you must understand that we cannot accept anyone and everyone at our festival” – diese lapidare Standardabsage eines Festivaldirektors ist quasi zur Initialzündung für das Quartet geworden. Wie wahr: heute sind – so ist anzunehmen – sie es, die sich die Festivals aussuchen dürfen, bei denen sie spielen möchten.





Es durfte noch einmal so richtig "weihnachteln"

Rezensionen, Konzertankündigungen, Plakate und Programme für die Konzerte in der Heilig Geist-Kirche 2009-2012

Es durfte noch einmal so richtig "weihnachteln" bei  unserem letzten Konzert mit Andreas Warler (SDS) am Sonntag, 15. Januar 2012 um 17 Uhr an der Klais-Orgel der Heilig Geist-Kirche Bielefeld-Dornberg.



Plakatgestaltung: ALEXANDER KOWALAK
(unter Verwendung einer Vorlage des Fördervereins
Kirchenmusik in Heilig Geist e.V., Bielefeld)





Orgelkonzert am Sonntag, 16. Oktober 2011 mit Hartmut Sturm.




Plakatgestaltung: ALEXANDER KOWALAK
(unter Verwendung einer Vorlage des Fördervereins
Kirchenmusik in Heilig Geist e.V., Bielefeld)






Bereits am 29. Mai 2011 war Engelbert Schön, Organist aus Rietberg bei uns.





Plakatgestaltung: ALEXANDER KOWALAK



(in Abwandlung einer Vorlage des Fördervereins
Kirchenmusik in Heilig Geist e.V., Bielefeld)



Am 20. März 2011 musizierten in unserer Kirche Lara Venghaus und Freunde.



Plakatgestaltung: ALEXANDER KOWALAK







Philharmonic Brass zu Gast in der Heilig Geist-Kirche, am Sonntag, 14. November 2010 





Plakatgestaltung: ALEXANDER KOWALAK





Orgelkonzert mit Peter Wagner, Minden am 26. September 2010

Peter Wagner zu Gast an der Klais-Orgel



Text: ALEXANDER KOWALAK

Mit Orgel-Kompositionen der französischen Orgelromantik stellte der junge Mindener Domorganist die "kleine Prinzessin", die zweimanualige Klais-Orgel mit ihren 18 klingenden Registern, vor eine interessante Herausforderung


Die zahlreich gekommenen Freunde der Klais-Orgel fanden die Präsentation der Musikformen: Sonate/Symphonie, Suite und Konzert-Variationen äußerst gelungen. Der Organist glänzte mit virtuoser Technik in den Schlusssätzen des Mendelssohn und seiner eigenen Komposition, die u.a. mit einem unglaublichen Pedalsolo aufwartete.


Lobend hob der Organist die schönen Registerstimmen der Klais-Orgel hervor und verabschiedete sich und das Publikum, das ihn mit viel Applaus bedacht hatte, mit einer Fauré-Bearbeitung in einen goldenen Spätsommerabend.


Vita:
Peter Wagner, M. A., geb. 1967 in Karlstadt  am Main, studierte an der Staatl. Musikhochschule Köln „Kirchenmusik“ (A-Examen), am Hermann-Zilcher-Konservatorium Würzburg „Orgelimprovisation“ (Staatl. Reifeprüfung) und an der Staatl. Universität „Mozarteum“ Salzburg „Konzertfach Orgel“ (Diplom-Abschluss, Verleihung des akademischen Titels „Magister artium“). Weiterführend nahm er an verschiedenen internationalen Meisterkursen namhafter Interpreten teil, ergänzt um ein Gaststudium in Fach „Tonsatz“ an der Staatl. Musikhochschule Würzburg.


Seine Konzerttätigkeit führte ihn in mehrere europäische Länder, nach Japan, Israel und Ägypten. Lehraufträge in Würzburg, Fulda und Kassel, eine umfassende Referententätigkeit sowie CD-, Rundfunkproduktionen und mehrere Publikationen bekunden sein breit gefächertes musikalisches Schaffen.


Nach Anstellungen als Kirchenmusiker in Karlstadt, Diözesanmusikassistent in Würzburg und Bildungsreferent an der Bayerischen Landesmusikakademie Hammelburg wurde er 2004 als Domorganist und Chordirektor nach Minden berufen und zum Dekanatskirchenmusiker für das Erzbistum Paderborn ernannt.


Mehr über den Künstler auf seiner Homepage: http://www.PeterWagner.com



Das Nachtkonzert 19. Juni 2010 - 20:30 Uhr in der Heilig Geist-Kirche



Plakatgestaltung Alexander Kowalak unter Verwendung des Cant’ella-Logos.

Im Anschluss an das Konzert laden wir zum geselligen Ausklang des Abends bei Sekt und Wein in den Innenhof des Gemeindehauses Heilig Geist ein.


Auf der interessanten Internetseite http://www.cantella.de gibt es Stücke aus dem Chorrepertoire zum Vor- und Nachhören.


Die Orgelfesttage 2009

Text: ALEXANDER KOWALAK

Beim zweiten Konzert der Orgel-Fest-Tage erwartete die gespannte Zuhörerschaft mit Bruder Andreas Warler SDS (Kloster Steinfeld) einen Stammgast an der Klaisorgel. Auch er hatte Johann Sebastian Bach im Gepäck. Damit und vor allem mit dessen zeitgenössischem Kongenius Georg Friedrich Händel wusste der Organist aus der Eifel zu begeistern.


Die Orgelbearbeitung des "Halleluja" aus dem Oratorium "Der Messias" war für viele wohl der Höhepunkt des Konzerts. Das vielgehörte Werk erhielt eine nicht für möglich gehaltene neue Wendung.


Nach den Orgelvariationen in D-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy kam Warler dann zur Sache und improvisierte frei zum Lobe Gottes wie zum Dank für 10 Jahre Klaisorgel. "Nun danket alle Gott" war eines der Leitmotive, die von den Zuhörern mit viel Begeisterung wiedererkannt werden konnten.


Warlers besondere Klasse besteht ganz ohne Zweifel in der Vielschichtigkeit seiner Improvisationen, wenn er mit zwei und mehr sehr unterschiedlichen Themen einen akustischen roten Faden spinnt. So hatte er bereits zum Abschluss des Vorabendgottesdienstes am Samstag, den 3. Oktober überraschend das Haydnsche Thema aus dem "Kaiserquartett" zitiert.


Da macht ein Wiederhören mit dem "Chef" der König-Orgel Freude! -> König Orgel


Freunde des social Networkings im Internet können sich übrigens mit Andreas Warler auf facebook vernetzen. -> Warlers Facebook-Kontakt


Sein weiterer Konzertplan 2009/10 steht natürlich auch online. -> Konzerte mit Bruder Andreas



Auftakt der Orgelfesttage 2009

Text: ALEXANDER KOWALAK

Bereits eine Woche zuvor musizierte Christoph Grohmann mit „Bach und seine Schule" den Auftakt der Orgelfesttage 2009.


Die trotz Bundestags-Wahl und Superwetter zahlreich erschienenen Hörerinnen und Hörer bekamen zu den Werken von Johann Sebastian Bach, Adolf Friedrich Hesse, Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Christian Kittel kenntnisreiche und unterhaltsam vorgetragene Erklärungen. Dazu kamen Orgelimprovisationen, die der Organist aus eingangs zugerufenen Gotteslob-Nummern sozusagen "live erschuf".


Es fällt schwer, die blitzsaubere Spieltechnik, präzises Timing für den angemessenen Ausdruck und das perfekte Klangtuning der Registrierung von Christoph Grohmann in Worte zu fassen. Es passt alles so schön, man muss es selber hören und mitnehmen als Bereicherung der eigenen Klangbibliothek im Kopf. -> Christoph Grohmann


Wiederhören können Sie unseren Interpreten am Montag, den 02. November 2009 um 19.30 Uhr in der Bielefelder Altstädter Nicolaikirche mit Werken für Orgel & Orchester im Rahmen der 15. Bielefelder Konzerttage (Sa, 31.10.2009, bis So, 8.11.2009). -> Bielefelder Konzerttage


Zu Beginn des Konzerts hatte Georg Faulhaber für den Förderverein Kirchenmusik in Heilig Geist e. V. auf den Abschluss des Baus der Klais-Orgel vor 10 Jahren hingewiesen und die rege Anteilnahme der Gemeinde am Spendenaufkommen zur Finanzierung nochmals lobend hervorgehoben. -> Förderverein


Christoph Grohmann, der erste Künstler in der dreiteiligen Festreihe ging mit leicht verständlichen Lobesworten auf die musikalisch technischen Eigenschaften der Orgel ein. Sein Fazit: Diese Orgel sei “eine Prinzessin”, die mit ihren 18 klingenden Registern ein Höchstmaß an stilistischer Klangbildung ermögliche. -> Orgel


Unsere Festreihe schließt mit dem Konzert von Kathrin Maetzel am 11. Oktober 2009. Und als hätten die drei Organisten sich abgesprochen, stehen auch bei ihr Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy auf der Liste. Die gebürtige Bielefelderin bringt aus ihrer Wahlheimat Lübeck aber selbstverständlich Dietrich Buxtehude mit, dazu Werke von Théodore Salomé, dem Organist des 19. Jahrhunderts an der Pariser Chororgel Cavaillé-Colls in La Trinité und dem letzten großen Impressionisten Olivier Messiaen.


Alle drei Konzertorganisten sind unserer Gemeinde und dem Instrument von Beginn an besonders verbunden. Sie waren entweder bereits am Weihetag, den 26. September 1999 anwesend oder haben danach bereits bei uns mehrere Konzerte gespielt. Es ist ihnen ohne Frage ein ganz besonderes Anliegen für uns zu spielen und uns eine ganz besondere Freude sie bei uns zu haben!



Der stille Diener Ihrer Majestät der Orgel

Konzert mit Tomasz Adam Nowak (Münster/Detmold) am Sonntag, 15. Februar 2009.

Text: ALEXANDER KOWALAK

Still und freundlich kam der Organist Tomas Adam Nowak mit dem Zug von Münster nach Dornberg, um am vergangenen Sonntag auf den 18 Registern der Klais-Orgel in der Heilig Geist-Kirche französische Großmeister zu intonieren.


In der Eröffnung mit Marcel Duprés Bearbeitung von J. S. Bachs Sinfonia aus der Kantate „Wir danken dir, Gott“ BWV 29 zeigte der Organist der Markt- und Stadtkirche St. Lamberti seine technische Klasse gleich von Beginn an in den langen Sechszehntelläufen, die sehr rasant, vor allem aber mit unerschütterlicher Präzision im Tempo daherkamen; dabei auch mit vollendetem musikalischem Ausdruck.


Mit dieser Synthese von technischer Perfektion und Musikalität ging es weiter zu Charles Marie Widors 5. Orgelsymphonie f-Moll, op. 42,1. Nie schien den Zuhörern die Zeit bis zum dritten Satz, der populären „Toccata“, so kurzweilig interpretiert wie hier mit dem in vielen Wettbewerben ausgezeichneten Organisten Nowak. Mit sinfonischem Gestus und ausgezeichneter Registerauswahl entstand der plastische Eindruck orchestralen Musizierens, als wären da dutzende Musizierende am Werk.


Mit italienischem Spielwitz führte Tomasz Adam Nowak Vincenzo Antonio Petralis „Missa solenne, Versetti per il Gloria“ auf, eine Musik im Operngestus, wie sie nur in Italien die Weihen als Messmusik erlangen konnte. Grandios war die Leichtigkeit der Spielfiguren unter Nowaks Händen, die alle technischen Belange, die dafür unabdingbar sind, vergessen machte.
Bild: Heilig Geist-Gemeinde, Bielefeld


Dasselbe sollte für Edward Elgars „Pomp and Circumstance“ op. 39 gelten, dessen Beginn in ungeschlachtem Marschtempo manchen Interpreten schon zum Verhängnis geworden ist, bevor sie das rettende Ufer des Hymnus „Land of Hope and Glory“ erreicht hatten. Hier musste der Professor für künstlerisches Orgelspiel an der Musikhochschule Detmold alle Register ziehen, unterstützt von einem seiner Schüler, der in den auf- und abwallenden Crescendi viel zu tun hatte.


Entgegen der üblichen Bitte des einladenden Fördervereins für Kirchenmusik in Heilig Geist, es möge erst zum Ende applaudiert werden, brach spontaner Beifall los ob dieser grandiosen Elgar-Interpretation. Dabei folgte noch ein Höhepunkt, den der im Fach Orgelimprovisation lehrende Nowak anhand dreier gegebener Karnevalsmotive improvisierte: Es erklangen „Bolle“, „Der treue Husar“ und „Wir sind alle kleine Sünderlein“, nacheinander je mit charakterisierenden thematischen Durchführungen, schließend in einer thematischen Engführung alle drei Themen in einer grandiosen Coda, die das Dornberger Publikum zu spontanen Standing-Ovations von den Bänken riss - ein seltenes Bild hier, auch an Karneval.


Mit einer humoresken Miniatur über „Großer Gott wir loben dich“ die spieluhrenhaft verklang, empfahl sich der Organist unter sehr herzlichem Beifall für weitere Konzerte in dieser Gemeinde.


PROGRAMM
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
Sinfonia aus der Kantate 29  "Wir danken dir, Gott"' für Orgel bearbeitet von M. Dupré
CHARLES MARIE WIDOR (1844-1937)
aus: 5. Symphonie f-Moll op. 42, Allegro vivace, Allegro cantabile, Toccata


VINCENZO ANTONIO PETRALI (1832-1889)
aus: Messa solenne in D, Versetti per il Gloria
Allegro brillante - Allegretto grazioso - Andante mosso - Marcia dopo la messa


EDWARD ELGAR (1857-1934)
Pomp and Circumstance op.39   für Orgel bearbeitet von E.  H. Lemare


TOMASZ ADAM NOWAK (*1962)
Improvisation über gegebene Themen  (Karnevalslieder)


Vita:
Tomasz Adam Nowak wurde 1962 in Warschau geboren. Zunächst studierte er an der Frédéric-Chopin-Hochschule seiner Heimatstadt, danach in München, Paris und Amsterdam. Er ist Preisträger zahlreicher internationaler Orgelwettbewerbe, u. a. Sieger im Haarlemer Improvisationswettbewerb. Konzerte, Rundfunk- und Tonträgeraufnahmen führen ihn nach Europa und Übersee. Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit sind das Orgelwerk J. S. Bachs (das er mehrmals komplett aufgeführt und aufgenommen hat), die Werke Max Regers, die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie die Kunst der Improvisation. Nowak ist Professor für Künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Musik Detmold und Organist der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster. Die Leitung von Meisterkursen in Europa und den USA, die Tätigkeit als Juror bei internationalen Wettbewerben und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Sinfonieorchestern im In- und Ausland sowie die Künstlerische Leitung des Internationalen Orgelfestivals Westfalen-Lippe runden sein Wirken ab.



"Per Flauto senza Basso" am Sonntag, 20. April 2009, Blockflötenkonzert mit Frank Oberschelp, Bielefeld.

"Achtung: Wer Frank Oberschelp live hört, muss ernsthaft mit dem Verlust seiner Vorurteile über Blockflötenmusik rechnen!"


Text: ALEXANDER KOWALAK

DORNBERG. Mit seinem aktuellen Soloprogramm “Flauto senza basso” ist der Bielefelder Flötist Frank Oberschelp jetzt auf Einladung des Fördervereins Kirchenmusik in der Heilig Geist-Kriche in Dornberg vor ein zahlreiches Publikum getreten und hat es buchstäblich in seinen Bann geschlagen.
Seine meisterliche  Blastechnik und traumhaft sichere Grifffertigkeit, mit denen er Stücken Jacob van Eycks Virtuosität und intime Klanglichkeit einhauchte und enbso den “Chinesischen Bildern” Isang Yuns fernöstliche Zungen gab, ist aber zum Glück für das Publikum nur die eine Hälfte der Kunst Oberschelps.
Gratis dazu bekommt man bei aller traumwandlerischen Konzentriertheit dennoch stets am Dialog mit dem Publikum interessierten Pädagogen, der in freundlichen knapp gehaltenen Sätzen über Stil und kompositorischen Hintergrund Auskunft gibt.
Zwar spricht die Musik einer so meisterhaften Darbietung allein schon für sich. Doch erschlossen die Erläuterungen zur “Flötenmusik ohne Bass” dem Publikum das Verständnis für die kompositorische Technik, mit Hilfe welcher ein solistischer Vortrag den Eindruck einer harmonisierenden Begleitung erweckt.
Das wurde vor allem bei den beiden Hauptwerken aus dem 18. Jahrhundert sehr gut durchhörbar: den Varitationen “Les Folies d’Espagne” des Lautenisten Marin Marais, in der die Flöte stets auch den Akkordschlag der Laute vorgibt und der berühmten Solopartita Johann Sebastian Bachs.
Vor allem die Interpretation dieses viersätzigen und in vielerlei Hinsicht auch unter Bachs Musik einmaligen Stückes wird den Anwesenden ini bester Erinnerung bleiben: Gelingt Oberschelp es doch, diesem insgesamt wunderschönen, in den Details von Phrasierung, Atemtechnik und Tempiwahl aber immer wieder etwas “zickigem” Werk eine durchgängig schlüssige Interpretation angedeihen zu lassen, die von vielen Interpreten so nicht geleistet wird.
Die Zuhörer, darunter auch Schüler und Kollegen des an der Musik- und Kunstschule Bielefeld tätigen Musikpädagogen, dankten es mit langanhaltendem Applaus.
Am 7. September 2008 wird die Konzertreihe des Fördervereins Kirchenmusik in Heilig Geist fortgesetzt mit einem Orgelkonzert von und mit Christoph Grohmann.

Frank Oberschelp, Bockflöte


Vita:
Frank Oberschelp wurde in Münster geboren. Nachdem er 1987 den ersten Preis beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" gewann, studierte er seit 1989 Blockflöte bei Heiko ter Schegget, Baldrick Deerenberg und Marion Verbruggen am Conservatorium Utrecht. Frank Oberschelp legte dort 1994 das Docerend- Musicusexamen und 1995 das Konzertexamen mit Auszeichnung ab. 1998 wurde gewann er den Solowettbewerb des „Internationalen Blockflöten- symposions Calw“.


Frank Oberschelp konzertierte mit verschiedenen Ensembles in Deutschland, Tschechien, Rußland, Österreich, Portugal und den Niederlanden. Seit 1999 leitet er den Fachbereich Blockflöte an der Musik- und Kunstschule der Stadt Bielefeld.


Programm:
- Ballata Per tropo fede - Italien 14. Jh. Saltarello


- Ballata Amor mi fa cantar al la Francesca Saltarello

- Fantasie en Echo - Jacob van Eyck 1590- 1657


- Blydschap van min vliedt - ders.


- Engels Nachtegaeltje - ders.
- Der Besucher der Idylle - Isang Yun 1917- 1995
aus Chinesische Bilder


- Preludes aus „L’art de Preludèr - Jacques Hotteterre 1674- 1763
Modere/ Gay
Tendrement/ Gay


- Passacaille - Jean-Fery Rébel 1666-1747


- Les Folies d’Espagne - Marin Marais 1656-1728


- Der Affenspieler - Isang Yun


- Partita c-moll - Johann Sebastian Bach 1685- 1750
Allemande
Corrente
Sarabande
Bouree anglaise

Sonntag, 14. Oktober 2007 Orgelkonzert mit Bruder Andreas Warler, Organist an der Basilika Steinfeld.

PROGRAMM:


Dieterich Buxtehude (1637-1707)
Praeludium, Fuge und Ciacona in C, BuxWV 137
Choralfantasie „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, BuxWV 223
Ciacona in e, BuxWV 160
Toccata in d, BuxWv 155


Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Allein Gott, in der Höh sei Ehr, BWV 662


Christian Friedrich Ruppe (1753-1826)
Vier Fugen:  G-Dur – F-Dur – B-Dur – C-Dur


Johann Christian Heinrich Rinck (1770-1846)
Sechs Variationen über ein Thema von Corelli, op. 56


Clemens Ingenhoven (1905-1982)
Choral und Variationen über „Maria, dich lieben“


Andras Warler (*1965)
Freie Improvisation


Der rheinische Zungenschlag

Text: ALEXANDER KOWALAK



Der rheinische Zungenschlag und sein direktes freundliches Wesen verraten rasch seine rheinische Herkunft: Bruder Andreas Warler ist Organist an der Basilika des Klosters Steinfeld. 1965 im ebenfalls in der Eifel gelegenen Baasem geboren studierte er Theologie in Passau und konnte somit der weltgrößten Domorgel nicht entgehen. 1989 begann er das Studium der Kirchenmusik.


Seither ist er als Konzertorganist aktiv in Steinfeld und auf Reisen. Zahlreiche CD-Aufnahmen sowie Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit dem WDR dokumentieren sein kreatives Schaffen.


Bereits zum sechsten Mal ist er nun auf Einladung des Fördervereins zu Gast in Heilig Geist gewesen. Wiederum überzeugte er das bei bestem spätsommer Wetter in Heilig Geist eingekehrte Publikum von seinem Handwerk vor allem mit den Füßen (dazu gleich)!


Sein historisch stilbewusstes Musizieren brachte den Klang zweier heute vielleicht am seltensten aufgeführten Orgelkomponisten zu Gehör: der Thüringer Kirchenkantoren und nachbach'schen Orgelvirtuosen Rinck und Ruppe.


Verzückt vernahmen die Zuhörer danach die liebevollen Variationen über ein Marienlied des 1982 verstorbenen Düsseldorfer Maxkirchen Organisten Ingenhoven. Beeindruckend vor allem die mitunter rasante und nur mit dem Pedal ausgeführte Variation.


Den Rahmen gab eingangs eine musikalische Retrospektive Buxtehudes, an den in seinem 100. Todesjahr besonders erinnert werden sollte. Hier war es vor allem sein Praeludium und Fuge, das gleich am Anfang eine ungewohnt mitreißende Vorstellung des alten Meisters vermittelte. Selten hört man Buxtehude so spontan wie in dieser quasi-improvisierten Eingebung.


Das aber lag, wie sich zu Schluss des Programms zeigte, auch an der bereits bekannten und immer wieder bewunderten Improvisationsfähigkeit des Organisten. Andreas Warler entwarf mit geschickt gewählten thematischen Strichen eine rhapsodische Orgeldichtung von höchster Dynamik und sehr persönlichen choralartig gewirkten Teilen. Die musikalische Seele offenbarte sich beim Spielen. Das aufmerksame und höchst konzentrierte Publikum klatschte begeistert Applaus und forderte Zugabe, die gern gleich vierfach gewährt wurde.


Ein Wiedersehen und -hören wird gewünscht!



can carmina meets classic am Sonntag, den 26. August 2007

Text: ALEXANDER KOWALAK

Die trotz - endlich mal wieder! -  sommerlichen Wetters und zahlreicher Wochenendattraktionen gut besetzte Zuhörerschaft erlebte eine überraschende Premiere: Die konzertierenden Musiker waren überwiegend Mitglieder von can carmina, die an Stelle des neuen christlichen Liedguts mit ebenso souverän vorgetragenen Interpretationen klassischer und barocker Kammermusik aufwarteten.



Bild: Heilig Geist-Gemeinde, Bielefeld


Nach der Begrüßung im Namen des Fördervereins Kirchenmusik e.V., in dessen Konzertreihe die Veranstaltung stattfand, und einführenden Worten in den außermusikalischen Zweck der Veranstaltung (s. u.) eröffnete einer der beiden Gastmusiker, Alexander Kowalak, das Konzert mit dem holländischen Altmeister der Blockflöten-Literatur Jacob van Eyck (1590 – 1657) und Variationen über"Onse Vader in Hemelryck" aus "Der Fluyten Lusthof".


Mit einer gediegenen und hohen Maßstäben gerecht werdenden Interpretation von Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) bekanntem Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043, konnten die Geschwister Thilo S. Schacker, Violine, und Svenja Siepmann, Klavier, an der Seite der erfahrenen Musikpädagogin Annette Steinkühler, Violine, das Publikum sogleich davon überzeugen, dass der Sonntag Nachmittag genussvoll ausklingen würde. Die drei, alle Kräfte der Spieler abfordernden Sätze, erklangen mit erstaunlicher Gelassenheit und Bravour, wie sie nur von Profis erwartet wird.


Mit Johann Joachim Quantz' (1697 – 1773) Flötenkonzert G-Dur QV 5: 174 schlossen Julia Hatwig, Flöte und Svenja Siepmann, Klavier, an das hohe Niveau an. Die klare und saubere Ansprache der jungen Musikstudentin und eine starke Atemtechnik ließ die anspruchsvollen Notenläufe lustvoll dahinperlen, als wäre es ein Kinderspiel - so sollte die Kunst am Hofe Friedrichs des Großen sein: schwerelos.


A propos: Die Schwerelosigkeit fand gleich anschließend beim Meister Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) seinen Gipfel mit den bekannten 12 Variationen über "Ah! Vous dirai-je, Maman" KV 265, die Svenja Siepmann nach einer kurzen Pause vortrug, in der sie sich die inzwischen warm gespielten Hände abkühlen musste. Diese Erleichterung für die Spielerin dürfte nur von kurzer Dauer gewesen sein. das Publikum hingegen schmolz dahin, angetan vom Mozartschen "Leichtsinn".


Mit Arthur Honeggers (1892 – 1955) "Danse de la chèvre" für Solo-Flöte brachte Alexander Kowalak die Zuhörer sodann in die Klangwelt der französischen Impressionisten des zwanzigsten Jahrhunderts: pentatonische Panflötenklänge intonierend hüpfte und wirbelte es bacchantisch und  ungestüm durch den Kirchenraum und mancheiner empfand dabei tatsächlich so etwas, wie den strengen Geruch nach "Ziege".


Fritz Kreislers (1875 – 1962) Praeludium und Allegro (im Stil von Gaëtano Pugniani) mit der überragend souverän auftretenden und agierenden Luise Krawulski an der Violine und der unermüdlichen Svenja Siepmann am Klavier ließ das Publikum ganz zu Ende des Konzertes noch einen musikalischen Gipfel erhören. Das mädchenhaft schüchterne Understatement der jungen Geigerin wurde bereits nach den ersten langen Bogenstrichen des Präludiums als Grandezza enttarnt und in der Virtuosität des Allegro entpuppte sich Strich für Strich ein ganz großes Nachwuchstalent.
Großer Applaus für alle Beteiligten, ein Ungarischer Tanz vierhändig als Zugabe von Siepmann/Hatwig am bescheidenen E-Piano mit Konzertklangprozessor, Blumen und eine großzügige Türkollekte zugunsten des Projekts Sydney 2008  - can carmina möchte beim Weltjugendtag des Papstes in Australien im kommenden Jahr mit dabei sein - sowie der vielfach ausgesprochene Wunsch, dieser Aufführung eine Fortsetzung folgen zu lassen, beschlossen den wunderbaren Musiknachmittag.