Freitag, 21. Februar 2014

Das Wort zum Wochenende: Eine Redeanweisung aus Wittenberg allein bringt gar nichts!

Vattaunsa prokrastiniert und muss über eine hitzige Diskussion bei den evangelischen Glaubenskollegen lachen: Predigen in der Fastenzeit: "Was heißt: Gott ist Liebe?" | aktuell.evangelisch.de



Ein wohl nicht ganz unwichtiges Wittenberger (!) "Zentrum für evangelische Predigtkultur" bemängelt die Dauerphrasen in Predigten und empfiehlt so eine Art semantisches Fasten, will sagen: die Einsparung abgenutzter und damit bedeutungslos gewordener Worte und nennt als Beispiele ausgerechnet: "Gott", "Jesus" und "Auferstehung".



Das ist schon krass! - Aber auch korrekt! - Nur, wird es dadurch keine Verbesserung geben, imho! (Ich darf das so hart sagen: Bei den Katholen ist es ja nicht anders!)



Das mit der Sprache und den abgedroschenen Phrasen ist ein universelles Problem, überall verbraucht sich die Wirkung von Begriffen und Worten, das ist so eine Art Naturgesetz. Was ursprünglich wild, unendlich spannend und wichtig war, erstarrt zu Worten. - Muss das so sein? Nein, und die Antwort ist simpel und jeder kennt sie.



Die Katholiken wurden nicht wenig überrascht von ihrem neuen Papst Franziskus, der die Perspektive in vielen festgefahrenen Diskussionen überraschend umkehrt: Für ihn (siehe "evangelii gaudium") stehen nicht Riten, Morallehre und Sprachregeln an erster Stelle, die für seinen hoch gelehrten Vorgänger Benedict so überaus wichtig waren, sondern die MISSION, das was die Christen im Innersten antreibt, das was nicht in der stillen Ecke bleiben kann, das was getan werden muss.



Auch überrascht?! Beispiel: Darf man als (katholischer) Christ Schwulsein wirklich leben? Antwort: Keine Frage der Moral, sondern: Nützt es der Sache Jesu, bringt es die Menschen weiter zum Leben bei und mit Gott? - Irgendwo sagt Jesus: "Ich bin der Weg". Er sagt nicht, ich bin das Wort, sondern er macht sein Vorbild zu einer Aufforderung zum Handeln. - Woanders sagt er: "Sorgt euch nicht um das, was ihr sagen werdet. Es wird euch in dem Moment eingegeben werden." Heißt also: Machen!



Liebe Prediger, zuerst etwas tun, vielleicht vor dem Sonntagsgottesdienst die Obdachlosen in der Innenstadt besuchen, das Aufnahmelager der syrischen Flüchtlinge, die Menschen im Hospiz, die nach dem Gottesdienst vielleicht schon "gegangen" sind und dann, dann erst predigen. Das wird eure Sprache verändern, ja wir alle werden dann verständlicher reden und anders handeln. - Eine Redeanweisung aus Wittenberg allein bringt gar nichts!

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