Freitag, 22. März 2013

Google Reader und kein Ende - und wenn ja, welches?

Das Jammern über den Verlust eines ewigen Beta-Produkts wie den Google-Reader verstellt den Blick auf das eigentliche Problem

Ohne die Zuhilfenahme des Webs und der tradtionellen Offline-Medien würde es uns nicht gelingen, uns ein unabhängiges Bild von unserer Umwelt zu machen. Aber hier wie dort sind wir immer auch auf die Vorauswahl anderer angewiesen und laufen dabei natürlich Gefahr manipuliert zu werden. Das beste Mittel dagegen ist die Pluralität der Anbieter. Die Technik dafür heißt RSS. 

In diesen Tagen wird im Netz und auch anderen Medien viel gepostet über Googles Ankündigung, seinen Online-RSS-Reader einzustellen. Alles nur vergebliches Jammern um liebgewordene Gewohnheiten, will ich meinen. - Geht es bei dieser Diskussion eigentlich um RSS? - Nein es geht um ein Tool, eins von vielen, die auf verschiedene Weise dasselbe tun: Content aggregieren und nach Kriterien anzeigen.

Ohne den Google-Reader bleibt erstmal alles beim Alten.


Von wegen Ende-des-offenen-Webs! Es gibt genug Alternativen und seinen wir mal ehrlich, der GReader ist imho trotz oder wegen seiner mangelnden Bedienungsfreundlichkeit nie ein besonders gutes Tool gewesen, eher ein ewiges Beta-tool. Für Profis gab es natürlich immer schon Besseres. Für die Masse hingegen scheint Google nun davon auszugehen, dass es Zeit ist, den Feedlys und Flipboards das Feld zu überlassen, weil die kritische Größe für ein Geschäft für Google einfach nicht zustande kommt.

Gut oder nicht gut?

Was Google mit seiner Entscheidung bezweckt, ich weiß es nicht. Aber es gibt eine gleichzeitig stattfindende Entwicklung, die mindestens ebenso engagiert diskutiert wird:

Die Einflussnahme auf Web-Inhalte durch nicht transparente Algorithmen und fehlgeleitete Guidelines (z. B. der Fall "Domian") durch große soziale Kommunikationsplattformen, allen voran FB, aber auch twitter, Google-Plus usw.

Diese Frage wird heute z. B. von Franziska Bluhm mit "Die Zeiten des freien Internet sind vorbei" aufgeworfen. Die Diskussion ist aber schon seit längerem beliebter Spielplatz kritischer Publizisten von Miriam Meckel und Frank Schirrmacher bis Sascha Lobo. - Die Details dieser Diskussionen sind zum Teil sehr theoretisch und abgehoben.

Bleiben wir konkret und betrachten darum die RSS-Technik nochmal und stellen fest, dass es ja eigentlich ein freies und sehr transparentes Informations-Medium ist, um der fremdbestimmten Vorauswahl von Inhalten im Web zu entgehen und sich autonom und ganz nach eigenen Kriterien ausgewählte Content-Quellen anzusehen.

Bitte nicht falsch verstehen! Es muss und darf und wird weiterhin beides geben: facebook und die anderen auf der einen und meine selber zusammengebastelten Feeds auf der anderen Seite - und das ist gut so!

Nur muss die RSS-Technik von ihrem falschen Ruf des Spezialistentums wegkommen, das noch viele davon abhält, sich die "Mühe" der Zusammenstellung eines individuellen digitalen Magzins zu machen. Doch ich meine, mit dem Ende von GReader besteht genau jetzt die Chance dazu. Ich finde es nicht schwer, sich mit iPad und Feedly oder Flipboard einen gemütlichen Leseabend zu machen, ohne ewig sich neben dem Sofa stapelnde Papierberge! Wer Probleme damit hat, kann sich gerne bei mir melden.

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