Samstag, 8. November 2014

Der Kapitalismus frisst die Klassik

Ein Zwischenruf von Inge Kloepfer vom Deutschland-Radio-Kultur als Plädoyer für einen Paradigmenwechsel, bevor es zu spät ist.

Die Ökonomisierung im öffentlichen Bereich hat auch eine demokratisierende und Gerechtigkeit erzeugende Wirkung und ermöglicht, dass nach allgemeinverbindlichen Grundsätzen Rechenschaft verlangt und gegeben werden kann.

Aber der Markt ist blind für Kulturleistungen, die ohne den Zuspruch der Masse, der großen Nachfrage auf dem Markt, stattfinden und die dennoch von der Allgemeinheit vorausgesetzt und gewollt sind. Ein Widerspruch?

Nein, eine der Paradoxien unserer medialen Welt, die das machen muss, was das Publikum will, damit die Mittel zustandekommen, um das zu machen, was eine Kulturelite für sinnvoll und notwendig kuratiert.

Inge Kloepfer stellt daher folgende Zusammenhänge auf und appelliert schließlich an die Gesellschaft - Staat und Bürger - Vertrauen in den Kunstbetrieb, inbesondere die klassische Musikausübung zu haben und zu fördern.

»Und deshalb hat die Klassik nur eine Chance, wieder in das Leben von vielen Menschen zurückzufinden, wenn wir uns zumindest auf diesem Feld von unserer ökonomischer Obsession befreien. Wenn wir bereit sind, erst zu investieren, bevor wir Erfolge garantiert haben wollen. Oder anders: wenn wir dieses fortdauernde Abwägen zwischen Kosten und Nutzen hier endlich einmal sein lassen.

Ohne Geld keine Kunst, die klassische Musik braucht Kapital – für die Musikerziehung, für Konzert- und Opernhäuser und für Orchester. Und sie braucht eine Gesellschaft, die den Mut hat darauf zu vertrauen, dass ein anspruchsvolles Musikleben seine Wirkung großzügig entfaltet. Denn sie hat ja aber Jahrhunderte unbestritten Mehrwert geschaffen.«


Kulturfinanzierung - Der Kapitalismus frisst die Klassik

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