Eine notwendige Erinnerung, weil die Zustände vor 80 Jahren für uns heute unvorstellbarer bleiben, umso mehr, wenn die Zeitzeugen alle gestorben sind: Die Erinnerung daran, dass in diesem aufgeklärten und gebildeten Volk mitten in Europa die abscheulichste aller Barbareien und Verbrechen an der Menschlichkeit offen auf der Straße passieren konnten und sich die Priebkes und Pachulkes bis zu ihre Tode glaubten herausreden zu können. Und mehr noch: weil die Anziehungskraft des nationalistischen Rassismus' ungebrochen ist:
"Auch sein brandenburgischer Geburtsort Hennigsdorf und die Stadt Rom lehnten es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. Befürchtet wird, dass Priebkes Grab zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextremisten wird." (taz.de vom 19.10.2013)Eine aktuelle Fußnote unter diese Geschichte ist die Aufarbeitung des NS-Unrechts unter den Protagonisten der deutschen Wirtschaftselite, welche oft erst lange nach deren Tod möglich wird. Wo ein persönliches Eingeständnis die krasse Ausnahme bleibt, wo es selbst den anscheinend Unbescholtenen unserer Zeit schwer fällt, ihr Fehlen zur NS-Zeit den Nachfahren zu offenbaren, geschweige denn es verständlich zu erklären, da müssen es die Kinder, Kindeskinder und Urenkel eben machen.
"Mein Vater war ein Nationalsozialist" (August Oetker, 16.10.2013, Zeit.de)So wird in diesen Tagen die nationalsozialistische Vergangenheit von Rudolf-August Oetker und Richard Kaselowsky durch eine umfangreiche Dokumentation, einem ausführlichen Interview mit dem Nachfahren medial ans Licht gebracht.
Das ermöglicht nun endlich einen Schlussstrich unter die jahrzehntelangen Spekulationen und gegenseitigen Anfeindungen zwischen Oekter und seinen Kritikern zu Lebzeiten des Patriarchen. Zugleich ist es eine ernste Warnung vor dem Vergessen und Verdrängen.
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” (Heinrich Heine)
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