Samstag, 10. Januar 2015

Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit

Dieser Tage wird unter dem Hashtag #jesuischarlie um die Deutungshoheit in Fragen nationaler Sicherheit und Verantwortung in Frankreich, Deutschland, Europa, ja der ganzen Welt so engagiert und intensiv diskutiert wie seit den Anschlägen gegen Menschen und Institutionen der westlichen Industrieländer zu Beginn der Nullerjahre nicht mehr.

"Freiheit und Sicherheit aber sind zwei Magneten, die sich abstoßen. Wir müssen nun entscheiden, was wir anziehender finden. Die Architekten des Präventionsstaats versichern, dass beides möglich sei. Denn, so ihr liebstes Mantra: Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten. Das Sicherheitsrecht lasse den unbescholtenen Bürger in seiner Freiheit uneingeschränkt. Doch das ist eine Lüge."
Freiheit vor Sicherheit | Jan Vollmers Meinung in der Neue Westfälischen


In dieser Zuspitzung auf  "Sicherheit v Freiheit" wird sehr engagiert für die Freiheit gefochten, aber vergessen - und das passiert leider überall in diesen Tagen - dass beide Faktoren, Sicherheit und Freiheit, ihrerseits von weiteren abhängen. Die Abwägung ist vor allem sehr stark beeinflusst von der sozioökonomischen Verfassung einer Gesellschaft.

Freiheit, Sicherheit und ?

Soziale und ökonomische Spaltungen, der Grad der individuellen Differenzierung bei Werten, Glauben und Bildung haben Einfluss auf die Fähigkeit eines Gemeinwesens, sich über die Grenzen der Verschiedenheit hinweg miteinander solidarisch zu verhalten. Deutschland in diesen Tagen wird sich seiner Verfassung erst bewusst, während die Franzosen bereits zu einer gemeinsamen Linie zu finden scheinen: sie wollen ihr Leben im Gemeinwesen durch eine stärkere Führung von oben sicherer machen. Eine Präsidentin Le Pen würde mit ihrer Regierung die Stellschrauben von nationalen Werten und der Toleranz gegenüber Migranten, Andersdenkenden, abweichenden Lebensmodellen sehr verändern. In Deutschland gibt es die besondere historische Verantwortung gegenüber nationaler Intoleranz und eine starke in der Bevölkerung verankerten Bereitschaft, Freiheit über Sicherheit zu stellen. Gleichzeitig gibt es aber hier wie überall ein starkes Bedürfnis, in Ruhe, Sicherheit und deutscher Gemütlichkeit zu leben. Es wird für die weitere Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit in unserem Land nach meiner Überzeugung sehr auf die ökonomischen Faktoren ankommen.

Bielefeld ist bund 19-1-2015 Foto Ludger Büskens

In guten wie in schlechten Tagen

Momentan geht es den Deutschen besser als den Menschen in vielen anderen Ländern in Europa. Die Ghettoisierung von Asylantragsteller/inne/n wie in Frankreich haben wir hier (in diesem Ausmaß noch) nicht. Die große Anzahl von Gegendemonstrant/inn/en bei den vielen Aktionen in den letzten Wochen und eine noch größere schweigende Mehrheit gut integrierter Mitbürger/innen gibt momentan keinen Anlass zur Befürchtung, dass die Stimmung in Deutschland sich wenden könnte. Aber wie lange gilt das und unter welchen Bedingungen (Wohlstand, Terror im eigenen Land) wird das so bleiben? - Die Entscheidung und Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit lässt sich nicht im Elfenbeinturm treffen, sondern hängt von all diesen Umständen ab.

Geschwisterlichkeit...

sind wir dazu bereit? In Bielefeld sieht’s gut aus oder auch nicht…

https://gefluechtetewillkommeninbielefeld.wordpress.com/2015/04/27/willkommenspakete-gemeinsam-packen-wirs/#more-297



http://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/mitte/20448978_NW-Tuersteher-Test-Als-Asylbewerber-in-die-Disko.html



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen