Dienstag, 21. April 2015

Dem Volk aufs Maul geschaut und...

Endlich fragt er auch mal das. Der Papst. Seine Katholiken trauten sich ja selber nicht.

Die Frage lautete: Wie stehen die katholischen Christen weltweit zur Sexualmoral der katholischen Kirche? - Speziell wurden die Gläubigen auch nach Homosexualität und der Segnung homosexueller Paare gefragt.

"Trau keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast."

Dieses Wort hat - Gott sei Dank - kein Papst gesagt, aber es ist trotzdem eine unfehlbar zutreffende Feststellung. Und so wird aus den Umständen der päpstlichen Umfrage ganz schnell klar, dass es sich offensichtlich nicht um ein wissenschaftliches Verfahren handelt und die Ergebnisse sind auch nicht repräsentativ.

Derart invalide Daten sollte man schleunigst löschen, es sei denn, es gibt nichts anderes auf diesem Gebiet. Davon muss im Fall der Sexualmoral deutscher Katholikinnen und Katholiken aber ausgegangen werden und somit bleibt lediglich, davor zu warnen, die Umfrageergebnisse als repräsentativ anzusehen. Darum haben die Erz/Bischöfe, bzw. die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Ergebnisse mit der Autorität ihres Hirtenamtes zusammengefasst - und das ganz gut.

(Eilige Leser springen gleich hier zum Resümee.)

Hört, hört!

In einer früheren Zusammenfassung aus dem Erzbistum Köln (2013, Erzbischof Kardinal Meisner) war noch von einer „Abweichung vom Naturrecht“ die Rede und so wurde festgestellt:
"Abweichend vom „klassischen“ naturrechtlichen Gedankengang wird es im gesellschaftlichen Diskurs für möglich gehalten, dass Menschen bei sich eine in ihrer individuellen Natur liegende Veranlagung zur Homosexualität vorfinden. Daraufhin gilt es vielen Betroffenen als schwer verständlich, warum sie dann nicht ihrer Veranlagung gemäß ihrer Liebe Ausdruck geben sollen – eine Argumentationsweise, die durchaus naturrechtliche Wurzeln hat, bei der jedoch der Aspekt der biologischen Generativität ausgeblendet bleibt." 
Dagegen lautet die Zusammenfassung derselben Daten des Erzbistums Köln im laufenden Jahr 2015 (Erzbischof Woelki):
"Grundsätzlich wird angefragt, woher die Erkenntnisquellen für den Willen Gottes stammten. Die Bibel kenne Homosexualität nur als Sexualakt, oft missbräuchlich konnotiert, der in dieser Form zu Recht verurteilt werde. Als partnerschaftliche Lebensform und Liebesbeziehung komme sie dort nicht vor, weil dies kein biblisches, wohl aber ein modernes gesellschaftliches Thema sei. Gottes guter Schöpfungswille beziehe sich auf alle seine Geschöpfe. So solle auch die sich daraus ergebende Lebensform mit Wertschätzung begegnet werden. Partnerschaften, die sich mit Werten von Bindung, Liebe, Treue und Verantwortung identifizieren, sollten gesegnet werden."

Alle wollen nur das eine

Mit der "zu verurteilenden Konnotation“ gemeint ist übrigens die Unterscheidung zwischen sexueller „Lebens-/Liebesbeziehung“ und „sexuellem Akt an sich“. Letzteres ist in den Medien auch als „Schnackseln“ bekannt geworden und in der Formulierng der DBK heißt es dazu:
"Hier weisen die Rückmeldungen aus den Diözesen erneut...deutlich auf die Tatsache hin, dass Verständnis und Akzeptanz insbesondere für eine Reihe von sexualethischen Aspekten der kirchlichen Lehre nicht (mehr) gegeben sind."
So ist es, und genau hierin unterscheiden sich „Homos“ und „Heteros“ in keiner Weise. Ein deutlicheres Zeichen für ein allgemeines Problem, das mit dem Ansehen der sexuellen Orientierung nichts zu tun hat, gibt es nicht!

Ohne das Ansehen der sexuellen Orientierung

Die DBK betont in Ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse aller deutschen Bistümer darum zu Recht:
"Grundsätzlich erwarten die Gläubigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft akzeptiert wird und in den Gemeinden ein Klima der Wertschätzung gegenüber jedem Menschen gefördert wird.“
Sie fordert sogar die Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen - was schon wirklich eine bemerkenswert deutliche Formulierung ist:
„Eine homosexuelle Personen akzeptierende Pastoral erfordert eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral, die neuere humanwissenschaftliche, anthropologische, exegetische und moraltheologische Erkenntnisse aufnimmt.“ 

Resümee #tl;dr

Vattaunsa meint, dass nach diesen von oberster Stelle „abgesegneten“ Ansichten der katholischen Gläubigen kein Raum mehr bleibt für ausgrenzende Verurteilungen im „Namen des Herrn“, wie etwa „die sexuelle Orientierung auf das gleiche Geschlecht sei nicht von Gott gewollt“, „die kirchliche Anerkennung durch einen Segen zerstöre die Grundlagen von Ehe und Familie“ oder „eine homosexuelle Orientierung müsse umerzogen werden“.

Hugh!

Der letzte Versuch, diese Ergebnisse noch zu diffamieren, besteht nun darin, an der Repräsentativität der Umfragen zu zweifeln, denn an ihr hätten sicherlich überproportional viele homosexuelle Katholiken ihre Meinung zum Ausdruck gebracht.

Das ist zwar infam, aber damit war zu rechnen (siehe Einleitung) und es geht an die Adresse der Verantwortlichen für die Umfrage in Deutschland, letztlich also an die Erz/Bischöfe. Hätten sie von vornherein saubere Umfragemethoden verwenden sollen? Sie hätten! Damit wäre für Verdächtigungen dieser Art kein Raum geblieben. So aber kommt es - wie üblich - auf die Autorität des kirchlichen Hirtenamtes an und in diesem Fall muss man als interessierter Laie auch sehr darum bitten!

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