Damit geht Bielefeld jedenfalls nicht baden, wohl aber seine Bürger und zwar im wörtlichen Sinne!
Denn allen kommunalen Sparzwängen zum Trotz, ist es Bielefeld gelungen, seine Bäder-Infrastruktur aus der Zeit der Kreisstadt (große Fläche, viele kleine Gemeinden mit eigenem Bad) in die Gegenwart zu retten. Zum Segen für die Jugend der Stadt, die so in den Sommer-Monaten auf kurzem Weg ins kühle Nass und auf die sozial nicht zu überschätzende Liegewiese findet.
Beim Bürgerentscheid über die Erhaltung des sanierungsbedürftigen Gadderbaumer Freibads im September 2013 setzte sich eine knappe Mehrheit für die Fortsetzung dieses Modells ein und das bei nochmals verschärfter wirtschaftlicher Lage der öffentlichen Kassen. Nach wie vor regt sich hier und da Unverständnis. Aber angesichts anhaltenden Sparzwangs, der auch die Einrichtungen für Jugendliche nicht verschont, ist es imho jedoch ein wirklicher Glücksfall.
Denn insbesondere das Engagement der in die Hände von gemeinnützigen Fördervereinen übergegangenen Bielefelder Bäder ist eine wertvolle Errungenschaft bürgerschaftlichen Engagements in Bielefeld. Es gibt Bürgern eine direkte Verantwortung für die Vorsorgeleistungen der Stadt, und das ist wichtig für ein Gemeinwesen.
So freue ich mich jedes Jahr schon darauf, meinen Mitgliedsobulus für das Freibad im Stadtteil Dornberg (Bezirk Schildesche) zu leisten und dafür die Post mit den Aufklebern für die Saisonkarte zu erhalten.
Im Prinzip müsste man sich - im Interesse der Stadtfinanzen - über jedes Knöllchen vom Ordnungsamt freuen. Aber auf Dauer ist ein Förderverein einfach nachhaltiger und sehr viel angenehmer.
Und bald ist schon Mai!
Die aktivsten Nutzer sind jedoch Menschen, die tatsächlich viel älter sind als die jugendliche Zielgruppe, älter noch als Vattaunsa und darum abgehärtet gegen Kälte und andere Wettererscheinungen während der ostwestfälischen Sommerperiode: Seniorinnen und Senioren! Sie rennen dem frühdiensthabenden Aufsichtspersonal regelrecht die Bude ein, stehen um 6:15 Uhr vor noch verschlossenem Absperrgitter als wollten sie skandieren: „Ich will hier rein!“
A propos Bürgerengagement. Darin hat Bielefeld - wie gesagt - schon Tradition. Darum hier ein Veranstaltungshinweis für Dienstag, den 21. April 2015 im Historischen Museum
"über die Auseinandersetzungen um Bielefelder Straßenbauprojekte in den 1970er Jahren. Stichworte sind hier der drohende Abriss der Ravensberger Spinnerei zugunsten eines Straßenkreuzes und der gegen massiven Widerstand realisierte Ostwestfalendamm. An der Diskussion werden das Fördervereinsmitglied und frühere SPD-Bürgermeister Horst Grube, Helga Boldt, die damals aktiv an den Protesten beteiligt war und zu den Gründungspersonen der Bielefelder grünen Bewegung gehörte, und Dr. Roswitha Rosinski, die Mitbegründerin der Bürgerinitiative für den Erhalt der Ravensberger Spinnerei und spätere Mitarbeiterin des Historischen Museums und Leiterin des Bauernhausmuseums."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen