Freitag, 29. November 2013

Marietta Slomka v. Sigmar Gabriel live im heute-journal (update 3.12.13)

heute-journal vom 28.11.2013

Von mir aus hätte ich das Duell von Moderatorin zu Parteichef gar nicht so zugespitzt, wie es heute in den Medien (spiegel.de u.a.) geschieht. Allein schon, weil ich die heute-journal-Moderatorin für endlos überschätzt halte. (Gaby Bauer und Anne Will waren als Ancor bei den tagestehemen i.m.h.o. ihrerzeit viel besser, aber nun gut.)

Slomkas besondere Schwäche ist neben der unkollegialen Ausstrahlung im Verbund mit ihrem jeweiligen Co-Moderator (meist der arme Heinz Wolf) vor allem ihre offen zu Tage tretende Zickigkeit im Umgang mit Interviewpartnern.

Gestern war Sigmar Gabriel dran. Es hätte i.m.h.o. keine schlechtere Ausgangslage für ein auf Kontroverse angelegtes Interview geben können als den SPD-Parteichef, der sich momentan als Sonnengott der Parteibasisdemokratie fühlt.

Seit Jahren hat die SPD keinen vergleichbaren PR-Coup mehr landen können wie dieser Tage, da sie trotz Fastabsolutermehrheit der CDU/CSU sich zum dicken Koalitionspartner macht und den ausgehandelten Kompromiss jetzt in aller Seelenruhe durch sämtliche SPD-Ortsvereine diskutieren lässt, mit voller medialer Aufmerksamkeit. Man kann das politisch bewerten wie man will, aber kommunikations-technisch hat die SPD diesmal alles richtig gemacht (das gabs schon lange nicht mehr, zuletzt vielleicht zu Zeiten Herbert Wehners?)

Schon der vom Kamerateam gewählte Hintergrund des Parteichefs vor einer handverlesenen Auswahl intelligent dreinschauender und NICHT in die Kamera winkender Parteimitglieder kann kein Zufall gewesen sein und hätte bei Frau Slomka Rotalarm auslösen müssen = Heimspiel+Fanblock von Gabriel.

Der war auch schon bei der ersten Antwort schlagfertig und angriffslustig, aber - anders als weiland sein Vorgänger Schröder bei seinem peinlich-debilen Auftritt in der Elefantenrunde nach verlorener Bundestagswahl - NICHT aphrodisiert-übermütig, sondern hoch präsent und präzise.

Slomka konnte - trotz anscheinend inhaltlich sorgfältiger Vorbereitung - nicht einen Punkt machen (das sehen andere Kommentatoren anders, ich sehe es so). Beim insistierenden Nachfassen wurde der Ton stupend bis gereizt, so dass Gabriel vollkommen nachvollziehbar eine Beendigung der unsäglichen Angriffe vorschlagen konnte: "Lassen Sie uns diesen Quatsch beenden."

Tipp meinerseits, Frau Slomka: versuchen Sie es nicht (immer) mit Frontalangriff und Polarisieren, das bringt wenig. Die meisten Politiker reden sich selber um Kopf und Kragen, wenn sie das Gefühl haben, sich ungehindert vom Moderator vor dem Publikum aussprechen zu können. Wie sagte Dieter Hildebrandt 1980, als seine "Notizen aus der Provinz" vom ZDF geschasst worden waren: Politiker wollten nicht "reinreden" ins Programm, nein, "rausreden" wollten sie dauernd daraus. Wie man das zur Tugend erhebt, hat Thomas Roth in den Tagesthemen im Interview mit Wolfgang Schäuble wenige Minuten später dann vorgemacht.

Hier der Ausschnitt bei youtube:

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Das Thema beschäftigt weiterhin die Gemüter und zwar:
- interessante Artikelserie inszwischen bei taz.de, Suchwort "Slomka".
- auch bei taz.de: amüsante Spekulation über den psychologischen Gesprächsverlauf.
- und NW-Chefredakteur Carsten Heil, der den unabhängigen Journalismus bei ZDF in Gefahr sieht.

Als wenn sonst nix wäre... #ukraineprotests #thailand protests

1 Kommentar:

  1. Komplett unterschrieben! Die Mimik der beiden unterstreicht das noch: Frau Slomka will zwar angreifen und aus der Reserve locken, aber genau das gelingt nicht ihr, sondern Herrn Gabriel.

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